Gemäss klarer
Mehrheitsmeinung ist unsere National League A spektakulär und sehr
ausgeglichen. Ich will dem widersprechen. Unsere Liga ist meiner Meinung nach tatsächlich
spektakulär und der Unterhaltungswert ist gross. Die Liga ist aber alles andere
als ausgeglichen und diese Tendenz verstärkt sich von Jahr zu Jahr noch mehr.
Unausgeglichen nicht nur im sportlichen Bereich sondern vor allem auch in
wirtschaftlichen Belangen, d.h. im Bereich der gleichlangen resp.
ungleichlangen Spiesse betr. Spielerverpflichtungen.
Beginnen wir mit dem
sportlichen Bereich:
Der Punkteunterschied in der
NLA zwischen Rang 1 und Rang 12 beträgt 42 Punkte (Stand 14.12.14). Damit steht
die NLA im Vergleich klar an der „Spitze“. Die nachfolgende Statistik kann man sehr wohl und sachlich kritisieren, es gibt verschiedene Ansatzpunkte hierfür. Ich will damit auch nicht "beweisen", dass unsere Liga die Unausgeglichenste ist. Ich will aber mit dieser augenzwinkernden Auflistung ein Indiz liefern, dass es bei uns mit der Ausgeglichenheit nicht so weit her her ist wie viele vielleicht glauben. Here we go:
Der Vergleich:
Schweiz: 42 Punkte Differenz
Russland: 33 Punkte
Russland: 33 Punkte
Schweden: 28 Punkte
Deutschland: 24 Punkte
Tschechien: 21 Punkte
Finnland: 17 Punkte
Finnland: 17 Punkte
AHL: 9 Punkte
NHL: 9 Punkte
Es sind in der Schweizer Liga
immer dieselben Clubs die sich in der oberen (Bern, Zürich, Davos, Lugano, Zug,
Fribourg) und unteren Hälfte (Ambri, Biel, Rapperswil) der Tabelle wiederfinden
(Ausnahmen bestätigen die Regel). Nicht erstaunlich, dass man die Tabelle in
unserer Liga ungefähr nach den Budgets ausrichten kann, so einfach ist das,
leider.
Beispiele aus der Praxis:
Es ist naiv zu glauben, dass
die Verantwortlichen von z.B. Lugano und Bern schlauer gehandelt haben bei der
Ausländerverpflichtung als die anderen Teams. Alle europäischen Teams die auch
nur halbwegs ihre Hausaufgaben gemacht haben, wollten mit allen ihren zur
Verfügung stehenden Mitteln die Spieler Pettersson, Klasen und Holloway
verpflichten als sie auf dem Markt angeboten wurden. Es war aber schnell klar,
dass sie in Lugano und Bern landen werden... die Gründe hierfür sind wohl
eindeutig... Es stimmt nicht, dass nur der HCD aktuelle oder ehemalige
Leistungsträger aus der U20-Nationalmannschaft verpflichten will. Spieler wie
Walser, Sciaroni, Simion, Hofmann sind allen Technikern gut bekannt und es ist klar,
dass man sie haben will. Aber nur Arno Del Curto schaffte es bis jetzt, einen
Ruf als begnadeter Spielerentwickler für junge Spieler aufzubauen. Dies ist eine
seiner ureigenen wirklich wundersamen Leistungen, Respekt hierfür! Er hat dies
geschafft obwohl die Fakten diese These alles andere als unterstützen denn keiner
der Schweizer die es aktuell in die NHL geschafft haben ging in die Schule bei
Arno Del Curto... Respekt auch für den attraktiven Spielstil des HCD unter Arno
DelCurto, die Spiele des HCD haben meistens einen hohen Unterhaltungswert und
sind geprägt von viel Tempo und für Schweizer Verhältnisse von hoher
Intensität. Respekt auch für die vielen guten jungen Spieler die aus der
ZSC-Lions –Pyramide heraus wachsen. Allerdings hat kaum ein anderes Team die
Chance, diesbezüglich gleichzuziehen denn nur Walter Frey gönnt sich dieses
finanziell teure Hobby. Der SCBern verpflichtet Nationalspieler (Blum, Moser,
Rüfenacht), Kloten kann sich Guggisberg leisten. Der HC Lugano protzt mit
superteuren Ausländern plus als Dessert Damien Brunner und der EVZug kontert
ebenfalls mit der Verpflichtung von drei Nationalspielern (Grossmann, Bürgler, Stephan).
Bern, Lugano, Genf und Fribourg verpflichten mit Geld aus der Portokasse Jahr
für Jahr die in Biel sorgsam entwickelten besten Verteidiger (Kparghai,
Huguenin, Schneeberger, Trutmann, Untersander, Wellinger) und der HCD leistet
sich DuBois, Forster und VonArx plus die besten 20-22-Jährigen. Ambri, Biel und
Rapperswil bleibt da nur das Staunen, sie haben nicht auch nur den Hauch einer
Chance, einen dieser teuren Top-Ausländer oder einen Nationalspieler zu
verpflichten. Diese Teams sitzen in der zweiten Reihe wenn es um
Ausländerverpflichtungen und junge Talente geht. (Zur Versachlichung der
Diskussion gilt es zu erwähnen, dass ausnahmsweise in dieser Saison auch die
zweite Reihe der Ausländerangebote qualitativ gut besetzt war und zwar dank den
finanziellen Problemen einiger SEL- und KHL-Teams).
Trotzdem: Von wegen
Ausgeglichenheit. Eine klare Zweiklassengesellschaft ist die Wahrheit. Ich
erinnere mich an eine Begebenheit bei der ich mich über die Verfügbarkeit eines
sehr jungen Spielers mit Schweizer Spielerlizenz erkundigt habe. Ich war stolz
der Meinung, dass ich mich vermutlich sehr früh für diesen Spieler interessiere
und erhoffte mir dadurch einen Startbonus bei möglichen Verhandlungen für
meinen Auftraggeber. Im O-Ton erhielt ich folgende Initialantwort des
Repräsentanten dieses Spielers: „Das kannst Du gleich vergessen, für diesen
Spieler habt ihr eh keine Chance, der ist viel zu teuer für euch“.
Reine Neidrhetorik des armen
Mannes? Natürlich nicht, wer mich kennt weiss, dass ich ein Typ fernab von Neid
und Eifersucht bin. Ich bin glücklicherweise damit gesegnet, mich ehrlich auch
über das Glück der anderen freuen zu können. Ich freue mich für die Lions über
Walter Frey, ich freue mich für den finanziell gesunden und potenten SCB, ich
freue mich über das Engagement der Mantegazzas in Lugano, die Rettung der
Kloten-Flyers durch den Denner-Erben, das fette Budget des EV Zug und die
Millionen-Zuschüsse aus dem Spengler-Cup für den HCD. All diese Clubs tragen
mit ihren spektakulären Transfers auch zum guten Unterhaltungswert unserer Liga
bei. Das Problem ist die
Zweiklassengesellschaft, die Unausgeglichenheit unserer Liga und nichts geschieht
dagegen, ja die Zweiklassengesellschaft wird sogar verneint. Es ist zwar trivial
aber wahr wenn man als Ambri, Biel oder Rapperswil weiss, dass man auf einen oligarchiden
Mäzen hoffen muss wenn man künftig mit den „Big Players“ in der Schweizer Liga
mithalten will. Schöner wäre es wenn man über künftige Drafts und über
Salary-Cap verträgliche Trades brüten müsste und wenn die Differenz zwischen
Platz 1 und Platz 12 nicht 42 sondern nur 10 Punkte betragen würde.
Was tun?
Die Liga-Verantwortlichen einigen
sich in Form eines Gentlemen-Agreements (analog Ausländeranzahl) auf die
Einführung eines Salary-Caps und eines jährlichen Spielerdrafts (analog NHL).
Dies würde tatsächlich eine ausgeglichene Liga provozieren und die fachlich
hockeybezogenen Anforderungen an die Entscheidungsträger würde merklich
steigen. Vereinfacht interpretiert stellen sich aktuell vor allem zwei Fragen:
Wer hat den reichsten Präsidenten und zweitens, wie leidenschaftlich und
kompromisslos fühlt sich dieser Präsident dem Erfolg verpflichtet? Ich plädiere
für die Einführung des nordamerikanischen Systems mit Spielerdrafts, Trades und
Salary-Caps. Ein frommer Weihnachtswunsch, ich weiss... aber schon manche
Utopie hat sich später realisieren lassen und vielleicht liest ja einst einer
meiner hoffentlich vielen Urenkel diesen Blog seines Urgrossvaters?
Horgen, 14. Dezember 2014 /
Thomas Roost