Thursday, August 26, 2010

Zug-Arena

Did watch today my first game in the new Zug-arena and because the game was not really that exciting I offer here some of my first impressions about this new hockey-rink: Basically I guess it's ok, maybe even good overall. But to be honest there is nothing what I haven't seen before in other arenas around this planet. It's just one of these new arenas, not less and not more. There is nothing that really disapointed me but there is also nothing what I absolutely love and did make me...wow... What do I like: I like the good view from nearly all seats. I like the idea of putting the names in a stylish way of former players to some arena-walls really a nice and pleasant idea. I really also like the garbage systems close the food-stands - they are integrated in the walls. This looks really very nice, again stylish. The video-cube is good, nothing to complain about. From players side I did listen to some positive comments in terms of the locker-rooms and from my according short view I can confirm this. What I don't like: The accustic of the arena-speaker was not very good. I hardly could understand his questions and I definitely didn't understand the answers of the players. The chairs down low are close to the glass but not close enough. The distance between the rows in the lower part is too big, I agree with big enough distance for comfortable stretching the legs but this is too much and takes away atmosphere and seats, in addition the lower part is not steep enough. I don't like so much the seats, they push you back-down and this is not so comfortable, ok this is a very personal view. In the upper part I don't understand why they did put behind every seat some sort of iron something, so every seat looks like hand-luggage in the airports. In general it looks cool but maybe too cool, too much beton, not enough living-room-atmosphere. From the players-side I did hear complaints about the soft ice, so the ice-quality seems not be real good, maybe this has to do with the still ongoing some sort of summer but basically this complaints has to be taken serious by the Zug-management and ice-technicians. My big question-mark: Why they did put just 9 or so luxury-boxes? I guess exactly the luxury-boxes would be the huge potential in the Zug-area where you never will have an endless crowd but you have nearly endless international companies around who might be interested in luxury-boxes because they want to improve their reputation with the locals. I definitely question this VERY small amount of luxury-boxes. Overall: A good arena but nothing sensational, my critics is on a high level, means I'm pretty demanding in terms of arenas... so don't take my critics too much to your heart. I wish everybody happyness and fun in the new Bosshard-arena in Zug. Enjoy!

Stallikon, 26th August 2010

NHL-Trends 3 / Goalies - Mr. 50%?

Immer wieder wird behauptet, dass man nur mit einem erstklassigen Goalie eine Meisterschaft gewinnen kann und dass die Goalieposition die wichtigste sei im Eishockey. Martin Brodeur, einer der besten und erfolgreichsten NHL-Goalies aller Zeiten behauptet gar, dass der Eishockeygoalie die am wichtigsten zu besetzende Position im professionellen Mannschaftssport überhaupt sei! Weil Martin Brodeur nicht irgendwer sondern ein Goalie selbst ist – und somit befangen in seiner Aussage zu diesem Thema – bin ich stutzig geworden und habe versucht, diese These kritisch zu hinterfragen. Stutzig geworden bin ich auch darum weil in den letzten Jahren viele Meisterschaften gewonnen wurden von Teams die nicht mit einem Top-Goalie besetzt waren (z.B. die Detroit Red Wings mit Chris Osgood, Pittsburgh Penguins mit Marc-André Fleury, Chicago Blackhawks mit Antti Niemi. Auch in der Schweiz wird häufig nicht dasjenige Team mit dem besten Goalie Meister. Wichtig bei meinen diesbezüglichen Beobachtungen: Alle genannten Goalies sind keine schlechten Goalies sondern entsprachen in etwa in der jeweiligen Saison dem Durchschnitt der Liga wobei ich bei Chris Osgood eine Ausnahme mache, er ist aus meiner Sicht ein unterdurchschnittlicher NHL-Goalie und trotzdem haben die Red Wings mit ihm den Stanley-Cup gewonnen. Konklusion: Um Meisterschaften gewinnen zu können benötigt man einen mindestens durchschnittlichen Goalie aber es ist eine Mär, dass man nur mit einem Spitzengoalie Erfolg haben kann. Die Wichtigkeit der Goalieposition wird heute tendenziell überschätzt.



Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Ich habe mir die Statistiken von Martin Brodeur angeschaut und sie mit den Statistiken durchschnittlicher Goalies verglichen. An dieser Stelle sei die Bemerkung erlaubt, dass die Evaluation von Goalieleistungen am einfachsten statistisch zu erfassen ist; dies im Vergleich mit den Leistungen der Stürmer und Verteidiger. Am einfachsten darum, weil die Goalieposition eine reaktive Position ist. Der Goalie hat „nur“ die Aufgabe, Schüsse aufs Tor unschädlich zu machen. Bei der Goalie-Evaluation hilft die so genannte Save-Percentage, die prozentuale Anzahl der abgewehrten Schüsse die aufs Tor kommen. Ich habe die Save-Percentage-Zahlen von Martin Brodeur mit dem Ligadurchschnitt verglichen. In seiner Karriere wurde Brodeur (Stand Ende Saison 2008/2009) 25'126 Schüssen ausgesetzt, davon resultierten 2'172 in einem Gegentor. Dies entspricht einer Save-Percentage von 91.4%. Im gleichen Zeitraum lag die durchschnittliche Save-Percentage-Zahl von NHL-Goalies bei 90.4% (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autoren des Buchs „Stumbling on wins“, David J. Berri und Martin B. Schmidt die diese Zahlen recherchiert haben). Dies ist für Insider ein beträchtlicher Unterschied und beweist, dass Martin Brodeur in diesem beobachteten Zeitraum (1991 – 2009) ein erstklassiger Goalie war. Rechtfertigen diese Zahlen aber auch die Aussage, dass die Goalieposition die wichtigste im professionellen Mannschaftssport überhaupt sei? Nein, keineswegs. Halten wir uns folgendes vor Augen: Ein durchschnittlicher Goalie hätte im selben Zeitraum von 16 NHL-Saisons 217 mehr Gegentore kassiert (bei derselben Anzahl Schüsse aufs Tor). Auf den ersten Blick schaut dies nach viel aus aber man muss diese 217 mehr Gegentore durch 16 Saisons teilen und dies ergibt nur gerade 13.5 mehr Gegentore pro Saison die ein durchschnittlicher Goalie gegenüber Martin Brodeur kassiert hätte und dies bei mehr als 80 Spielen! Wenn man diese Zahl verlinkt mit der Anzahl Punkte für die Mannschaft so bedeutet dies, dass diese 217 zusätzlichen Gegentore die Devils ungefähr 67 Punkte gekostet hätte (als Grundlage für diese Berechnung gilt die Regel, dass ein Sieg zwei Punkte ergibt), oder 33.5 Siege. Rhetorisch formuliert: Mit einem durchschnittlichen NHL-Goalie anstelle des weit überdurchschnittlichen Martin Brodeur hätten die Devils pro Saison 2.1 Siege weniger eingefahren als sie es mit Brodeur getan haben. 2.1 Siege weniger bei einem Spielplan von über 80 Spielen! Auf die Schweiz übertragen bedeutet dies, dass man mit einem mittelmässigen NLA-Goalie im Vergleich zu einem Spitzen-NLA-Goalie durchschnittlich ca. 1 Sieg weniger pro Saison holt. Hmmm…. Irgendwie tue ich mich extrem schwer mit diesen Zahlen….aber….es sind Fakten und wir tun sicher gut daran, diese nicht einfach so zu verwerfen, sondern darüber nachzudenken.


Für mich bedeutet dies, dass auch die Goalieposition - wie jede andere im Eishockey – extrem gut besetzt sein muss. Jede Rekrutierung muss im professionellen Eishockey bestmöglich und mit grösster Sorgfalt erfolgen (vom Top-Import-Player bis hin zum Materialwart und zum Administrationsassistenten). Am Schluss entscheiden Details über Erfolg oder Nichterfolg und darum plädiere ich zu möglichst professionellen Auswahlverfahren bei allen Angestellten in einer Eishockey-Franchise. Es bedeutet aber auch, dass die Goalieposition vielerorts unkritisch überbewertet wird. Ich kenne Franchises bei denen die Goalieposition über 10% der gesamten „Payroll“ auffrisst und dies ist definitiv zu viel. Wir müssen bei der Goaliefrage sachlicher werden und romantische Hexer-Geschichten über „Board“ werfen. Ein Goalie muss den Puck stoppen, that’s it. „He has to get his job done“ nicht mehr und nicht weniger. Für dies muss er anständig bezahlt werden, aber weder ein Goalie noch ein Trainer kann Wunderdinge bewirken. Wir müssen die Zauber-Mythen bekämpfen.


In den vergangenen Wochen haben verschiedene NHL-Teams begonnen, der unkritischen Explosion der NHL-Goaliegehälter zu widerstreben. Dies führte beispielsweise dazu, dass der Klassegoalie Evgeny Nabokov kein befriedigendes Angebot der San Jose Sharks erhalten hat und neu in der KHL spielen wird. Ein weiteres Beispiel: Der Stanley-Cup-Sieger mit den Chicago Black Hawks, Antti Niemi, ist am 24. August 2010 noch immer ohne Team, obwohl er mit 2.7 Mio Dollar Gehalt nur zu den unterdurchschnittlich verdienenden Spielern gehört. Die NHL-Bosse sind sensibler geworden auf Forderungen von NHL-Goalies und behelfen sich mit „Deals“ wie demjenigen mit Martin Gerber. Vielleicht weil sie ahnen, dass sie mit dem 500'000 Dollar-Mann Martin Gerber nur maximal zwei Spiele weniger gewinnen als beispielsweise mit Evgeny Nabokov?






Stallikon, 24. August 2010 / Thomas Roost NHLTrends3Goaliemythos.doc

NHL-Trends 2 - Immer weniger Europäer

Noch vor 5 Jahren warnte das legendäre „Hockey Night in Canada“-Aushängeschild, Don Cherry – der Christoph Blocher des kanadischen Hockeys – vor einer Ausländerinvasion in der NHL. Es waren die Zeiten in denen Jahr für Jahr mehr Europäer in der „Big League“ Fuss fassten und es waren die Zeiten in denen wir Europäer überzeugt waren, die besseren Ausbildungskonzepte für Eishockeyspieler zu haben als die Nordamerikaner. Den Kanadiern und US-Amerikanern wurden in der Regel technische und läuferische Defizite nachgesagt. Die NHL-Franchises rüsteten ihre Scouting-Teams in Europa auf und dies obwohl Don Cherry die europäischen Spieler pauschalisierend als Weicheier betitelte.



Seit geraumer Zeit hat der Wind gedreht. Es werden kaum mehr Schweizer Spieler für die NHL gedraftet. Dies hat mich dazu bewegt, die Gründe hierfür zu beleuchten. Ja, ich bin der Meinung, dass unser Juniorenhockey stagniert hat in den letzten Jahren. Stagniert auf recht hohem Niveau, allerdings nicht auf einem Niveau das nicht verbessert werden könnte und verbessert werden muss. Es war noch nie die Stärke des Schweizer Eishockeys, gute Einzelspieler zu produzieren. Taktisch kluges Verhalten, disziplinierte defensive Laufwege und das Warten auf die Fehler des Gegners; dies zeichnete unser Hockey in den letzten Jahren vor allem aus. Die rückläufige Anzahl Draftpicks deutet sogar darauf hin, dass wir schlechter geworden sind und diese These wollte ich mit meinen Recherchen untermalen oder relativieren. Bei meinen Recherchen bin ich auf erstaunliche Resultate gestossen. Dies vorneweg: Ja, wir sind „draftmässig“ spürbar schwächer geworden, aber nicht nur wir, es ist ein europäisches Problem mit Ausnahme der Schweden. Doch dazu später mehr. Es wurden in den letzten Jahren sehr deutlich weniger Europäer gedraftet als noch vor 5-10 Jahren!

2005, das Jahr nach dem Lockout, war der Wendepunkt, der Niedergang der europäischen Eishockeyjunioren hat begonnen. Ja, der neue Gesamtarbeitsvertrag hat die Anzahl Draftrunden von neun auf sieben reduziert. Dies die eine aber nur ansatzweise befriedigende Antwort auf weniger europäische Draftpicks.


Hier die Fakten:

In den Jahren 1999-2004 wurden insgesamt 626 Europäer gedraftet. 2005-2010 waren es noch lediglich 322, ein Rückgang von beinahe 50% und dies bei einer Reduktion von 9 auf 7 Runden, was ca. 22% entspricht. Vergleich Schweiz: 1999-2004: 28 Spieler. 2005-2010: 10 Spieler, entspricht einem ungefähren Rückgang von 64%. Die Russen verzeichnen in diesen beiden Zeitspannen einen Rückgang von 90%. Die neu gegründete KHL spielt da sicher eine gewichtige Rolle aber nicht nur. Der Rückgang bei den Finnen beträgt 45%, bei den Slovaken 70% und bei den Tschechen 65%. Die einzige Nation die die Anzahl Draftpicks in der Zeit von 2005 bis 2010 gegenüber der gleichlangen Vorperiode steigern konnte ist Schweden und zwar um stolze 21%. Diese Zahlen sind für mich darum sehr erheblich weil sie nichts mit der Anzahl lizenzierter Spieler und nichts mit der Einwohnerzahl zu tun haben sondern diese Zahlen vergleichen sich mit sich selbst.

 
Konklusion:
Die Schweden dürfen sich auf die Schultern klopfen, währenddessen sich die Finnen harte und die Tschechen, Slovaken und Schweizer sehr harte Fragen stellen sollten. Weil ich in der Schweiz aufgrund meiner Beobachtungen nicht davon ausgehe, dass in den letzten 5 Jahren schlechter gearbeitet wurde – dies im vermuteten Gegensatz zu Nationen wie Tschechien und der Slovakei – muss ein weiterer Grund in der Erstarkung der Nordamerikaner liegen und diese Erstarkung erfolgte vor allem in den USA. Die USA hat in den letzten 5 Jahren ihre NHL-Draftees mehr als verdoppelt im Vergleich zu den Jahren 1999 – 2004! Dies ist ein eindeutiges Resultat und erfolgte unter den erschwerten Bedingungen des um zwei Runden reduzierten Drafts! All diese Zahlen untermauern die subjektiven Beobachtungen, dass in den letzten Jahren die Schweden und die US-Amerikaner unserem Niveau enteilt sind. Die heutige Hierarchie bei den Spielern im Alter zwischen 16 und 24 Jahren lautet für mich:

 
1a) Kanada

1b) USA

3 Schweden


dann ein spürbarer Abstand zu

4 Russland


dann wieder ein spürbarer Abstand zu

5a) Finnland

5b) Tschechien

erneut ein spürbarer Abstand zu
7a Schweiz
7b Slovakei


ein sehr kleiner Abstand zu
9 Deutschland


anschliessend sehr kleine Abstände zu Nationen wie
Dänemark, Weissrussland, Norwegen


Für die Zukunft gibt es tendenzielle Anzeichen, dass die Slovakei hinter die Schweiz zurückfallen könnte. Die Schweiz und Deutschland stagnieren auf dem aktuell achtbaren Niveau. Norwegen und Dänemark rücken auf, Weissrussland wird vermutlich mittelfristig ebenfalls aufrücken, kurzfristig sehe ich aber noch keine diesbezüglichen Anzeichen in Weissrussland ausser, dass mit dem Segen der Regierung viel Geld ins Eishockey investiert wird (Präsident Lukachenko ist ein grosser Eishockeyfan).
 Der nachweisbar dramatische Rückgang der Anzahl europäischer Draftpicks hat in einigen NHL-Organisationen bereits zu einem stark spürbaren Stellenabbau bei den europäischen Scouts geführt. In jedem Sommer werde ich damit konfrontiert, dass dieser und jener Scout keinen neuen Vertrag mehr erhalten hat und dies hat in der Regel weniger mit dem Scout sondern sehr viel mehr mit dem ausgetrockneten Talentmarkt in Europa zu tun. Wenn es in Europa weniger NHL-Talente gibt dann braucht es in Europa weniger NHL-Scouts, so einfach ist diese Rechnung. Ich weiss es daher sehr zu schätzen, dass mein Vertrag - trotz weitgehend ausbleibender Schweizer NHL-Draftpicks - wiederum verlängert wurde. Dies ist unter diesen Umständen (Rückgang der Anzahl Schweizer Draftpicks in den letzten 5 Jahren um 64%!) nicht selbstverständlich. Es gibt auch Stimmen, die das Fehlen eines gesamteuropäischen Transferagreements mit der NHL als Grund für den Rückgang der europäischen Draftpicks sehen. Diese Ansicht teile ich nur sehr bedingt, denn wichtige Länder, u.a. auch die Schweiz, haben dieses „Agreement“ nicht unterschrieben womit vorläufig fest steht, dass man die Rechte an einem gedrafteten Spieler aus der Schweiz nicht nur zwei Jahre – wie im neuen Gesamtarbeitsvertrag vorgesehen – sondern sehr viel länger behält und die NHL-Clubs zudem auch die vorgesehenen $200'000.— nicht bezahlen müssen. Auf Juniorenstufe sieht es anders aus. Immer mehr Europäer versuchen sich in den nordamerikanischen Juniorenligen. Die russischen Agenten reagieren auf die restriktive Vertragspolitik der KHL mit einem Exodus ihrer Nachwuchstalente. D.h. sie empfehlen ihren 16/17-jährigen Talenten, keinen Profivertrag in der KHL zu unterschreiben weil sie dann auf Jahre hinaus an die KHL gebunden sind. Die Alternative zu einem Profivertrag in der KHL ist ein Wechsel in die kanadische CHL und dieser Weg wird von jungen Russen jüngst wieder häufiger beschritten. Auffallend ist, dass nur sehr wenige Skandinavier den CHL-Weg wählen und dies wiederum öffnet die Tore für andere Nationen wie z.B. die Schweiz und Deutschland. Je 5 Schweizer und Deutsche wurden in diesem Jahr im CHL-Import-Draft gezogen und meines Wissens alle davon folgen diesem Ruf aus Nordamerika. Zu glauben, dass dies in den deutschsprachigen Ländern zu mehr NHL-Draftpicks führen wird wäre aber naiv.
 Zurück zu den USA. Der eindrückliche Anstieg an USA-NHL-Draftpicks ist ein Indiz dafür, dass der Weltmeistertitel 2010 bei den U20-Junioren nur ein erstes Müsterchen von dem ist was aus den USA noch kommen wird. Die Kanadier müssen sich warm anziehen und selbst die sich sensationell verbesserten Schweden werden sich unter diesen Umständen sehr schwer tun, um ihren Anstrengungen mit einem Junioren-Weltmeistertitel die Krone aufsetzen zu können.

Eishockey-Europa hat ein Problem. Kanada war schon immer top und wird immer top bleiben, relativ unabhängig von ihren Ausbildungsprogrammen. Die USA mutiert zur neuen Hockey-Supermacht. Schweden ist aktuell die einzige europäische Nation die sich mehr oder weniger erfolgreich dagegen wehrt, von den beiden Nordamerikanern abgehängt zu werden.






Stallikon, 16. August 2010 / Thomas Roost NHLTrends2wenigerEuroäer.doc

Thursday, August 19, 2010

NHL-Trends 1 / Durchschnittsverdiener unter Druck

Drei-Sterne-Hotels*** sind unter Erfolgsdruck. Es mehren sich die Anzeichen, dass sie mehr und mehr von der Bildfläche verschwinden. Ein ähnlicher Trend ist in der NHL zu sehen. Doch dazu später.

In der Tourismusbranche ist seit längerer Zeit ein Trend hin zu Fünfsterne-Plus-Hotels einerseits und zu günstigen Schnäppchenhotels andererseits zu erkennen. Zahlungsfähige Klienten wollen nur das Beste und der Preis spielt hierfür eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig werden aber auch sehr pragmatisch Hotelzimmer ausgewählt, zum Teil von derselben Klientel, situationsbedingt. Praktische, saubere Hotels ohne Schnörkel, ohne ungewünschte Servicedienstleistungen zu einem vorteilhaften Preis „boomen“ ebenso wie die „High-End-Häuser“. Mittelklassehotels mit mittelmässigem Komfort und mittelmässigem Service kämpfen mehr und mehr ums Ueberleben.

Wieso dieser Exkurs in die Tourismusbranche? Ein sehr ähnliches „Kaufverhalten“ ist jüngst in der NHL zu beobachten. Die GMs sind einerseits bereit, für die absoluten Top-Spieler Höchstpreise zu bezahlen. Die mittelmässigen Spieler haben hingegen einen sehr schweren Stand in den Vertragsverhandlungen und werden mehr und mehr durch so genannte „Schnäppchenspieler“ ersetzt. Spieler die nur unwesentlich schwächer sind als die Mittelklasse – falls überhaupt – und aber bereit sind, für einen „Dumpingpreis“ in der NHL zu spielen. Verzeihen Sie mir das Wort „Dumpingpreis“ wenn wir von sehr gut bezahlten Spitzensportlern sprechen aber ich möchte dies ganz einfach in Relation stellen zu dem was ansonsten in den NHL-Vertragsverhandlungen abgeht (Beispiel Kovalchuk-Deal). Leidtragende dieser Entwicklung sind mittelmässige NHL-Spieler die auf Verträge in der Höhe zwischen 2 und 3 Millionen Dollar hoffen. Solche Verträge sind aktuell sehr schwer zu erhalten weil sich die GMs ausrechnen, dass es ebenso gute Spieler gibt die auch für ein Salär zwischen 500´000 und 800´000 unter Vertrag genommen werden können. Beispiel hierfür: Der Finne Niemi, Stanley-Cup-Sieger mit den Chicago Blackhawks, ein 2.7 Mio-Mann, tut sich sehr schwer, irgendwo unterzukommen. Martin Gerber, neuerdings „nur“ noch ein 0.6 Mio-Mann, hat bereits einen Vertrag bei den Edmonton Oilers.

Hinsichtlich der Salary-Cap-Problematik (reglementarische Salärobergrenze für die Gesamtlohnsumme) gewinnt das wirtschaftliche Denken bei den Vertragsverhandlungen mit Ergänzungsspielern immer mehr an Bedeutung. Gewinner in diesem GM-Strategiewechsel sind gute Spieler aus den europäischen Ligen einerseits und junge hoffnungsvolle eigene Spieler - so genannte „Draftees“ - andererseits. Bleiben wir bei den Europäern. Die Beispiele Blindenbacher und Gerber sind sehr typisch für diese Entwicklung. Dallas steht im Umbruch und hat kurzfristig keine Ambitionen. Dallas wird über den Draft mittelfristig ein neues Team aufbauen. In einer solchen Situation ist es widersinnig, für mittelmässige NHL-Verteidiger Millionenbeträge auszugeben. Forderungen dieser Art werden vom Management kalt lächelnd und ohne Kommentar zurückgewiesen. Ersetzt werden diese Spieler durch eigene Draftpicks und ergänzt durch den einen oder anderen Europäer der bereit ist, für deutlich weniger als 1 Million Dollar zu spielen. Exakt dasselbe gilt für die Edmonton Oilers. Die Oilers sind bereits weiter im Aufbauprozess als die Dallas Stars. Die jungen Spieler (Hall, Pääjärvi und ansatzweise auch Eberle), sind positioniert und werden im nächsten Draft hoffentlich durch ein weiteres Supertalent ergänzt. In zwei Jahren spielen die Oilers wieder um einen Playoff-Platz aber vermutlich noch nicht in diesem Jahr. Soll man in einer derartigen Situation viel Geld ausgeben für einen Nr. 2-4-Goalie? Selbstverständlich nicht. Martin Gerber bietet sich in dieser Konstellation als hervorragend geeignet an. Ein solider Goalie, charakterstark und günstig. Ein Schnäppchen für die Oilers: Wenig Geld ausgegeben, kein Risiko. Ein Schnäppchen ist es aber auch für die Spieler Blindenbacher und Gerber. Beide stehen mit diesen Deals im Schaufenster der NHL und haben die theoretische Chance, sich mit guten Leistungen für einen weit höher dotierten Nachfolgevertrag zu empfehlen. Dieses Szenario würde aus heutiger Sicht allerdings überraschen. Ich glaube nicht, dass weder Dallas noch die Oilers grosse Mittelfristpläne hegen mit ihren Schweizer Verpflichtungen. Trotzdem sind die Deals aus Schweizer hoch einzuschätzen. Es ist als Zeichen des Fortschritts zu werten, wenn einige unserer Spieler als „Ausverkaufs-Schnäppchen“ in den Einkaufstaschen von NHL-Teams landen. Bei Roman Wick beurteile ich die Situation als tendenziell anders. Er hat reelle Chancen, sich für einen lukrativen Nachfolgevertrag zu empfehlen. Aktuell ist er aber auch nicht mehr – und auch nicht weniger – eine Art Testspieler, d.h. ein Spieler der so gut ist, dass man ihm einen Vertrag gibt, aber (noch) nicht so gut, dass dieser Vertrag echt lukrativ und langfristig ausgelegt ist. Vermutlich werden mehr und mehr Schweizer und Deutsche solche Vertragsangebote erhalten. Dies verkompliziert die strategische Planung für die Teams in unserer Liga denn kaum ein Spieler wird künftig einen Vertrag ohne NHL-Ausstiegsklausel unterschreiben. Wer will es ihnen vergönnen? Der Lockruf NHL ist noch immer das „Non Plus Ultra“ für jeden Hockeyspieler und wenn sich die Tür öffnet dann muss man die Chance auch packen. Wie gesagt, all dies ist auch ein Zeichen des Fortschritts für die Qualität unserer Spieler. Ein



Fortschritt zwar, aber noch kein Durchbruch. Von einem Durchbruch und dem letzten Schritt zum erweiterten Kreis der absoluten Weltklasse fehlen uns ein halbes Dutzend Spieler die bei NHL-Vertragsgesprächen den Verhandlungsverlauf selbstbewusst mitbestimmen können, d.h. Spieler bei denen es darum geht, ob sie für 4, 5 oder 6 Millionen Dollar pro Saison unterschreiben. Oder wie wärs mit einem Schweizer Spieler bei dem das NHL-Schiedsgericht den Vertrag annullieren muss weil der Spieler so begehrt ist, dass die Verhandlungspartner die Gesamtarbeitsvertragsabsichten virtuos umkurven?


Thomas Roost / 18. August 2010