Sunday, January 4, 2015

IIHF WJC U20 / Eine erste Kurzbilanz aus Schweizer Sicht


Die Erwartungen wurden knapp erfüllt. 

Es durfte eine Klassierung zwischen Rang 4 und Rang 9 erwartet werden und dies ist – wenn auch am ganz unteren Ende der Skala – eingetroffen. Die Schweizer hatten talentmässig ein für unsere Verhältnisse überdurchschnittliches Team am Start. Die Fragezeichen lagen im jungen Durchschnittsalter und dies gilt vor allem für die Leistungsträger. Traditionellerweise dominieren so genannte „Underager“ an einer U20-WM nie. Auch in diesem Turnier wurde diese Beobachtung erneut bestätigt. Selbst die Jahrzehntetalente Connor McDavid und Jack Eichel waren an dieser U20-WM nicht die Ueberflieger, obwohl diese „Kritik“ für Connor McDavid bis jetzt nur bedingt berechtigt ist. 
Connor McDavid / Next Hockey-Superstar

Ein weiteres Fragezeichen in unserem Team war die Torhüterposition. Es war klar, dass wir auf dieser Position im Weltklassevergleich unterdurchschnittlich besetzt sein werden. Ich habe ganz einfach darauf gehofft, dass einer unserer Goalies heisse 10 Tage einziehen wird und über sich hinauswächst. Dies ist nicht eingetroffen. Descloux – dessen Potenzial mir persönlich gut gefällt – hat zwar ganz ok gespielt aber dies war schlicht und einfach nicht gut genug um die Grossen zu kitzeln. Aus Beobachtungen während der Saison war es für mich klar, dass wir im Direktduell gegen Deutschland zu favorisieren sind. Ebenso klar war es, dass dies im Spiel gegen Dänemark nicht der Fall sein wird denn die Dänen hatten ein Ausnahmeteam am Start und waren unserem Kader auf dem Papier absolut ebenbürtig. Leider – für uns – ging dieses entscheidende Spiel gegen Dänemark knapp verloren. Aufgrund der unberechenbaren Dynamik wünsche ich mir nie „Todesspiele“ gegen den Abstieg und schon gar nicht gegen unseren Nachbarn aus Deutschland mit ihrem Selbstvertrauen und ihrer Kampfkraft. Resultatmässig haben unsere Jungs diese schwierige Prüfung souverän gelöst, Gratulation hierzu! Wenn man die beiden Spiele hingegen analysiert dann stellt man schnell fest, dass es „ziemlich enge Kisten“ waren, vor allem im zweiten Spiel. Wenn man das Potenzial unserer Altersgruppe der Jahrgänge 96 und 97 in Betracht zieht, dann wäre ein Abstieg sehr bedauerlich gewesen denn von unserem nächstjährigen Team darf noch etwas mehr erwartet werden als in diesem Jahr. Voraussetzung ist, dass wir einen „heissen“ Goalie präsentieren können und auch, dass die zum Teil etwas verunglückten Spiele kritisch analysiert werden. 

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Bevor ich meine vertieften Analyseresultate vorliegen habe gibt es aber bereits jetzt eine Auffälligkeit auf die ich hinweisen will: Unser Team hat im Verlaufe des Turniers lediglich 45% der Face-Offs gewonnen und dies obwohl wir drei der sechs Spiele gegen schwächere Teams absolvieren konnten. Ein extremes Beispiel hierzu: Deutschland unterlag im Spiel gegen Kanada in der Faceoff-Statistik  mit 17 zu 31 sehr deutlich. Wir hingegen wurden in den beiden Spielen gegen Deutschland im „Face-Off-Circle“ richtiggehend dominiert, 46 zu 68! lauten unsere diesbezüglich miserablen Werte. Dies zeigt, dass unsere Face-Off-Werte vermutlich noch viel schlechter wären wenn wir auch gegen Kanada gespielt hätten. 

Schweizer Face-Off-Schwäche
Man weiss heute, wie wichtig Scheibenbesitz im modernen Eishockey ist, denn Scheibenbesitz führt zur Kontrolle des Spiels und zu Schüssen aufs gegnerische Tor.  Scheibenbesitz beginnt mit einem gewonnenen „Bully“. Hier müssen wir den Hebel ansetzen, in der Analyse, der Beobachtung der diesbezüglich Besten, in der Methodik im Training und mit entsprechenden Drills und Strategien. Zudem gilt es bei der Spielernomination auch auf diesen Punkt speziell zu achten. Selbstverständlich haben wir auch nach wie vor Defizite im Bereich Puckmanagement, Pass- und Schussqualität doch ich glaube, dass die Face-Off-Schwäche am ehesten kurzfristig relativiert werden kann. Darum der konkrete Hinweis. Jetzt freue ich mich auf die U18-Heim-WM in Zug und Luzern, künftige Weltklassespieler werden zu bestaunen sein und eine viel versprechende Schweizer Auswahl!

Horgen, 4. Januar 2015 / Thomas Roost

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